Warum es in unserer Natur liegt, zu kooperieren
Im biologischen und auch im wirtschaftlichen Sinne ist Kooperation eine praktikable Lösung, um sich schneller an veränderte Lebens- und Umweltbedingungen anzupassen.
Unternehmen müssen sich immer wieder anpassen: Märkte verändern sich, neue Produkte sind gefragt, Kunden brechen weg, neue müssen akquiriert werden. Aktuell bringt die Digitalisierung tiefgreifende Veränderungen und damit hohen Anpassungsbedarf. Das Deutsche Zukunftsinstitut prognostiziert mehr Wertschöpfungsnetzwerke statt der bisher gewohnten Wertschöpfungsketten.
Dieser „struggle for life“, dieser Überlebenskampf, ist für die Natur nichts Neues. Sie hat vielmehr ein Prinzip entwickelt, das schnelle Anpassung möglich macht: Kooperation.
Eigeninteresse versus gemeinsames Interesse
Kooperation findet in der Natur in vielfacher Form statt. Und eines haben alle Kooperationsformen gemein: Das Eigeninteresse (Egoismus) ist dabei dem gemeinsamen Interesse (Altruismus) – meist zeitweise – untergeordnet.
Ziel einer Kooperation ist es, die eigene biologische Fitness (Überleben, Nahrung, Fortpflanzung) im Moment oder für die Zukunft zu stärken. Im biologischen und auch im wirtschaftlichen Sinne ist Kooperation eine praktikable Lösung, um sich schneller an veränderte Lebens- und Umweltbedingungen anzupassen.
Auch uns Menschen hat die Evolution ein paar ganz natürliche Kooperationsmechanismen mitgegeben.
Spiegelneuronen
Spiegelneuronen machen Situationen – ob im Guten oder Schlechten – vorhersehbar und lassen uns ahnen, was kommen könnte. Wenn wir aufbauend auf unsere Empathie und Intuition, ausgehend von unseren eigenen Interessen, die gemeinsamen Interessen in den Blickpunkt nehmen, erreichen wir eine hohe Effizienz bei der Bewältigung von Problemen und Aufgaben in der gemeinsamen Umwelt, d.h. wir kooperieren.
Menschen sind „Drogen“ für andere Menschen
Die Begründung dafür ist im Motivationssystem des menschlichen Gehirns zu finden. Die Macht des Motivationssystems beruht darauf, dass die Nervenzellen dieses Systems Botenstoffe produzieren, ohne die wir uns gar nicht wohlfühlen, ja ohne die wir auf Dauer gar nicht leben können.
Von anderen Menschen Vertrauen zu erleben und zu sehen, dass Mitmenschen bereit sind, in einer konkreten Situation mit der eigenen Person zu kooperieren, wird vom Motivationssystem mit einer sofortigen Reaktion beantwortet. Das im Mittelhirn lokalisierte Motivationssystem schüttet bei erlebter Fairness, Vertrauen und sozialer Akzeptanz sogenannte Wohlfühl-Botenstoffe aus. Dies sind Dopamin (der Botenstoff, der auch bei Drogenkonsum ausgeschüttet wird) und körpereigene Opioide.
Somit ist biologisch eindeutig nachvollziehbar: Wir erleben Wohlbefinden, wenn wir Vertrauen erleben und wenn wir etwas mit anderen tun. Wenn wir dann die richtigen Dinge tun, führt uns dies auch noch zu einem wirtschaftlichen Erfolg.
Der legale Dopamin-Kick
Aus all diesen Kooperationsprinzipien in der Natur kann man folgende Tipps für kooperatives Handeln in Unternehmen ableiten:
- am Beginn viele und kurzfristige Angebote bieten
- durch Vorleistung Vertrauen schaffen
- Kooperation ausführen, wenn die anderen hinsehen
- Vorleistung und Kooperation der anderen beachten
- Kommunikation geht Kooperation voraus
- jeder sollte wissen, wo sein Platz, was sein Aufgabengebiet ist
- exakte Kommunikation ist Bedingung für Koordination
- in der Gelassenheit und Beharrlichkeit liegt die Kraft
- Erfolgreiche Kooperationen entstehen nicht von heute auf morgen.
- Kooperationen brauchen Ziele, die nach Erreichen auch gemanagt werden können.
Und sollte es mal nicht funktionieren: Mit klaren Regeln „kämpfen“.
Widmann und Seibt (2016):
Zukunftsmodell Kooperation
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